Kopfhörer beim Trailrunning - mehr Nachteile als Vorteile

Warum Kopfhörer am Trail wenig Sinn ergeben

Autor: Werner Mairl

Ich bin selbst auf diversen Trailveranstaltungen in Österreich, Italien und Spanien an zu treffen. Manchmal als Läufer, manchmals als Helfer, manchmal auch als Streckenmarkierer.

Dabei bekomme ich viele Einblicke in unsere Sportart, und mache mir so meine Gedanken, sowohl über die aktuellen Entwicklungen als auch über die Zukunft und die Sicherheit der beteiligten Sportler und Sportlerinnen.

Diverse Kopfhörer

Ein kleine Anekdote von einem meiner letzten Wettkämpfe: Ein schneller Läufer einer kürzeren Distanz hatte mich, und meine Gruppe von hinten eingeholt, zog an uns vorbei und ist dann aber kurz vor uns falsch abgebogen.

Wir haben ihm mehrmals laut nachgeschrien, aber nachdem er Kopfhörer im Ohr hatte, hat er uns nicht gehört und nicht reagiert. Er hat erst weit hinter der nächsten Kurve bemerkt, dass er sich nicht mehr auf der offiziell markierten Strecke befindet.

Derselbe Läufer mit Kopfhörern hat beim Überholen der langsameren Läufer aus der längeren Distanz gedrängelt, damit er ja schnell vorbei kann.

Man stelle sich vor, wir langsameren hätten alle Kopfhörer getragen: Da hätte er aber lange warten können, bis er an uns vorbei kommt.

Dieser Gebrauch von Kopfhörern am Trail, und ganz speziell im Wettkampf, sollte zumindest überdacht oder noch besser gleich vermieden werden.

Einerseits der generellen Sicherheit wegen, andererseits um die Kommunikation zwischen den Läufern, speziell beim Überholen, sicher zu stellen. Läufer mit Kopfhörern reagieren weder auf Zurufe noch auf Geräusche oder Signale, welche Gefahr bedeuten.

Viele Veranstalter schreiben zwar die Signalpfeife vor, vergessen aber im Gegenzug die Kopfhörer zu erwähnen. Die Signalpfeife ist sinnlos, wenn alle mit Kopfhörern herumlaufen. Deshalb auch hier unsere Anregung an die Veranstalter, das Thema Kopfhörer explizit und an prominenter Stelle in das Reglement aufzunehmen.

Aber auch bei privaten Läufen, egal ob solo oder in der Gruppe, sollte man die Kopfhörer grundsätzlich besser im Rucksack lassen.

Mir ist es auf der Rax und am Schneeberg nicht nur einmal passiert, dass ich einem Steinschlag ausweichen musste - zum Glück hatte ich die polternde Gefahr früh genug gehört, um im letzten Moment ausweichen zu können.

Ich weiß nicht, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn mein Gehör in diesen Momenten eingeschränkt gewesen wäre.

Wir bei Trailrunning Vienna lieben ganz besonders das Laufen in der Gruppe. Auch bei diversen Wettkämpfen, speziell auf den längeren Strecken, bilden sich recht schnell eingeschworene Schicksalsgemeinschaften, die sich dann gemeinsam bis ins Ziel kämpfen. Diese Gruppendynamik hat schon so manchen Läufer und so manche Läuferin über die persönlichen Grenzen hinaus wachsen lassen.

Eine LäuferIn mit Kopfhörern wird niemals in den Genuss dieser Gemeinschaft kommen, denn Kopfhörer signalisieren: "Lasst mich in Ruhe".

Das heißt speziell im Wettkampf: Wer mit Kopfhörern läuft, ist nicht mehr Teil des Rudels - und kann keine zusätzliche Motivation und Kraft aus der Gruppendynamik ziehen.

PS.: Dass Kopfhörer auf unseren Events nicht erwünscht sind, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen 😁